Geschichte

Die Gründung der Kapelle

Die erste geschichtliche Darstellung, einer Gruppe von Musikanten in Leifers, ist viel älter als die offizielle Gründung der Musikkapelle Leifers. Ein altes Ölgemälde aus dem Jahre 1791 bezeugt von einer Prozession, anläßlich der dreitägigen Feierlichkeiten zur Übertragung des Gnadenbildes von Weißenstein, welches bereits 1787 nach der Auflösung des Klosters durch Kaiser Josef II. von Weißenstein nach Leifers überführt worden war, vom Seitenaltar auf den Hochaltar der Pfarrkirche von Leifers. Nach Berichten soll Leifers nie eine größere Feierlichkeit erlebt haben. Viele tausend Fremde aus Nah und Fern und viele prominente Gäste haben sich eingefunden. Das Bild zeigt auch eine Gruppe von Musikanten, welche in der Beschriftung des Bildes als „Die Herren Musikanten“ bezeichnet werden. Die Gruppe zeigt folgende Besetzung: zwei Schalmeien, zwei Waldhörner, vier Oboen, fünf Streicher und zwei Fagotte. Abgebildet ist auch „Das klingende Spiel“, bestehend aus einem Trommler und zwei Schwegelpfeifern.

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Die eigentliche Gründung der Musikkapelle Leifers erfolgte im Jahre 1881 durch die Freiwillige Feuerwehr. Innerhalb der Feuerwehr wurde die „Feuerwehrkapelle“ gegründet, das heißt, Feuerwehr und „Feuerwehrkapelle“ waren ursprünglich Teile desselben Vereins. Im Laufe der Jahre wurde die Musikkapelle ein eigenständiger Verein und entwickelte eine rege Tätigkeit. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges im Jahre 1914 wurden viele Musikanten zu den Waffen einberufen, so dass die Kapelle für einige Jahre die Tätigkeit einstellen musste.

Die Zwischenkriegszeit

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, aus dem auch viele Musikanten unserer Musikkapelle nicht mehr zurückkehrten, fassten einige der ehemaligen Musikanten und Gönner den Wiederaufbau der Kapelle ins Auge. Die verstaubten Instrumente wurden hervorgeholt und mussten vorerst zum Reinigen, Reparieren und Stimmen eingeschickt werden. Den Winter über wurde Notenunterricht erteilt. Im folgenden Jahr 1920 wurde fleißig geprobt, aber noch kaum ein Auftritt gewagt. Die Reparaturspesen waren hoch, so dass man im Herbst 1921 in Steinmannwald ein groß angelegtes Fest organisierte, um die Kasse zu sanieren. Vom Jahre 1922 an konnte die Kapelle ihre Tätigkeit wieder voll aufnehmen und bei weltlichen und kirchlichen Anlässen aufspielen.
Mit der Machtergreifung des Faschismus kamen nun allerdings jene Kräfte ans Ruder, welche die gewaltsame Italianisierung Südtirols anstrebten und neben der deutschen Schule jede Ausdrucksform deutschtiroler Brauchtums abzuwürgen versuchten. Die Musikkapelle wurde nicht sofort verboten, sondern unter politische Vormundschaft gestellt. Einerseits musste für jeden Auftritt der Kapelle um behördliche Ermächtigung angesucht werden, andererseits musste die Kapelle auf Anweisung von oben bei den verschiedensten Anlässen auftreten.

Der Druck auf die deutschen Vereine wurde zunehmend verschärft. 1938 verlangte der politische Sekretär von den Musikanten, ihre Tracht mit jenen der Schwarzhemden zu wechseln. Was den Musikanten doch zuviel war und wogegen sie sich widersetzten. Die Kapelle wurde daraufhin aufgelöst, die Instrumente und Trachten wurden beschlagnahmt, zwei Kisten voller Noten wurden verbrannt. So wurde die Musikkapelle gewaltsam beseitigt.

Der Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Frühjahr 1946 wurde die Musikkapelle zusammen mit der Feuerwehr neu gegründet. Durch den Einsatz vieler Musikanten wurde durch Sammeln das nötige Geld für den Ankauf neuer Instrumente aufgebracht. Der Verein konnte auf eine Reihe von Musikanten aufbauen, die bereits vor dem Kriege dabei waren und jetzt den Grundstock der neuen Kapelle bildeten.

Das Probelokal

Im Dezember 1984 konnte man ins neue Probelokal im Schulzentrum, Schuldurchgang 5 einziehen. Am Pfingstmontag 1989 wurde das Probelokal der Musikkapelle offiziell eingeweiht.
Im Mai 2010, nachdem die Musikanten 2 Jahre lang in der alten Feuerwehrhalle provisorisch und unter widrigen Umständen ihre Probentätigkeit ausüben mussten, konnten sie dann in ihre ürsprüngliche, aber rundum erneuerte und erweiterte Heimstätte zurückkehren.
Am 26. September 2010 wurde auf dem Platz vor dem Probelokal die offizielle Einweihung gefeiert.

Die Tracht

Im Jahre 1993 wurde für alle Vereinsmitglieder eine neue Tracht angeschafft. War bis zu diesem Zeitpunkt die Tracht der Kapelle ohne historisches Fundament, so ist die jetztige Tracht dem geschichtlichen Trachtenbrauchtum des Ortes- belegt durch verschiedenes Dokumentationsmaterial - angelehnt.

Die Vereinsfahne der Musikkapelle

Die Fahne des Vereines wurde anläßlich der 100-Jahr-Feier 1981 angekauft. Es handelte sich damals um die einzige Batik-Fahne des Landes, vielleicht gilt dies auch heute noch. Deren Fahnenpatinnen sind Frau Hedwig Gerber-Pedrotti und Frau Greti Herbst.

Kapellmeister

Als erster Kapellmeister, nach der Wiedergründung im Jahre 1946, stellte sich Roman Tezzele zur Verfügung. 1947 bis 1950 übernahm Josef Kleindienst aus Bozen die musikalische Leitung. Kurze Zeit musste sich die Kapelle, mit Alois und Josef Valazza und Valentin Dellagiacoma, mit Musikanten aus den eigenen Reihen behelfen. Im Frühjahr 1951 übernahm Karl Macek aus Auer, im Herbst desselben Jahres Kapellmeister Alfred Robatscher die Leitung, welcher aber auch nur ein knappes Jahr blieb. Der Verein geriet durch diesen häufigen Wechsel in eine Krise. Diese wurde aber durch den neuen tüchtigen Kapellmeister Josef Kleindienst junior überwunden, welcher die Kapelle von Herbst 1952 bis 1955 leitete. 1955 folgte Hugo Sbetta. Dieser blieb länger als seine Vorgänger, nämlich bis 1961. Von 1961 bis 1964 war Anton Oberhofer aus Tramin Kapellmeister. Mit Walter Cazzanelli war 1964 endlich ein Musikant aus den eigenen Reihen der Kapelle soweit, den Dirigentenstab zu führen. In der Leiferer Kapelle legte er das Schwergewicht auf starke Erneuerung mit Nachwuchskräften und neue Literatur sowie auf Steigerung der musikalischen Leistung, damit die Kapelle für die Jugend als interessante Freizeitbeschäftigung bestehen konnte. Auch das zarte Geschlecht ist seit seiner Zeit ebenbürtig vertreten. Cazzanelli leitete die Kapelle, 19 Jahre lang, bis 1983. Ihm folgten ebenfalls zwei Musikanten aus den eigenen Reihen. So war Georg Steinwandter sechs Jahre, bis 1989, und Norbert Grumer 9 Jahre, bis 1998, Leiferer Kapellmeister. Anschließend leitete jeweils ein Jahr lang Gerhard Cazzanelli und Reinhard Sanin die Kapelle. Im Jahre 2001 hatte Walter Cazzanelli, als Ehrenkapellmeister unserer Kapelle, vorübergehend das Kapellmeisteramt übernommen. 2002 wurde dann wiederum Norbert Grumer zum Leiferer Kapellmeister ernannt. Er leitete die Kapelle bis zum Cäcilienkonzert im November 2013 und wurde für seine insgesamt 20 - jährige Tätigkeit als musikalischer Leiter zum Ehrenkapellmeister ernannt. Seither führt der Leiferer Norbert Gianmoena mit viel Engagement den Taktstock.

Obmänner

Erster Obmann, nach der Wiedergründung, war der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Josef Koch. War bisher Feuerwehr und Musikkapelle ein Verein mit gemeinsamen Obmann und einer Kassa, so wurde 1950 der entscheidende Schritt zur Trennung vollzogen. Die Kapelle hatte ihre eigene Kasse, nur der Obmann blieb bis 1954 vorerst noch gemeinsam. In diesem Jahr übernahm dann Anton Zwerger die Obmannstelle. 1966 wurde Karl Pedrotti Obmann der Musikkapelle Leifers. 1973 trat Pedrotti zurück und Alois Scandella, der zu den dienstältesten und fleißigsten Mitarbeitern der Kapelle gehörte, wurde zum neuen Obmann gewählt. 1975 wurde dann wieder Karl Pedrotti als neuer Obmann bestätigt. Er bekleidete dieses Amt insgesamt 18 Jahre lang mit Erfolg und wurde aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenobmann ernannt. Bis zum Jahre 2001 war Norbert Paoli 15 Jahre lang Obmann der Musikkapelle Leifers. Er hatte 1986 als einer der jüngsten Obmänner Südtirols den Verein übernommen und in vorbildlicher Weise geführt. Im Jahre 2001 ist Nobert Paoli als Obmann zurückgetreten und Roland Rauch übernahm als Obmann-Stellvertreter die Vorstandsführung bzw. auch das Amt des Obmannes, mit Beschluß der gesamten Vollversammlung. Ein Jahr später, bei den ordentlichen Wahlen der Musikkapelle wurde Roland Rauch als Obmann wieder gewählt und blieb ingesamt 10 Jahre im Amt. Besonders die Tatsache, dass die Kapelle seit 2010 in einem großzügigen, modernen Probelokal untergebracht ist, ist seinem Einsatz als Obmann zu verdanken. Im Jänner 2012 wurde Stefan Pircher zum neuen Obmann gewählt, der den Verein bis 2015 geführt hat. Die Vollversammlung hat im selben Jahr Konstantin Tengler zum Obmann gewählt.